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Gedankenfeuerwerke

Stell dir vor, es ist eine klare Nacht und am Himmel ist ein fantastisches Feuerwerk zu sehen. Eine Feuerwerksblume schöner als die andere - glitzernd, schillernd, in hell, bunt leuchtenden Farben. Rot, Blau, Grün, blinkend, zischend, knallend - wunderschön anzusehen! Doch deine Freunde, die direkt neben dir stehen, sehen es nicht. Sie sehen den ganz normalen, blau-schwarzen Nachthimmel und wenden sich ab. Dir bleiben jetzt nur zwei Möglichkeiten, entweder du erfreust dich alleine am Feuerwerk oder du wendest dich ebenfalls ab und tust so, als wäre nichts zu sehen.



Hochbegabte | hochkreative Menschen entwickeln in Sekundenschnelle Assoziationsketten und Gedankenkaskaden. Ein regelrechtes Feuerwerk von Gedanken entsteht in ihren Köpfen. Gedankenfonttainen, die wie Leuchtkugeln, eine Gedankenverbindung nach der anderen schleudern oder Gedankenbatterien, die mit den unterschiedlichsten Richtungswechseln Themen miteinander verbinden, Gedankenfackeln, die lange brennen und tiefe Inhalte berühren oder Gedankenknallfrösche, die kurz mal jede Menge Ideen springen lassen. Mitunter feuern die Gedanken von Hochbegabten | Hochkreativen so schnell, dass sie sie nicht in Worte geschweige denn in Schrift artikulieren können. Ihre Gedanken springen dabei gleich einem dreidimensionalen Rösselsprung in den unterschiedlichsten Themen und sind für andere Menschen nur schwer nachvollziehbar. "Kannst du nicht einmal beim Thema bleiben", "musst du schon wieder abschweifen", "wo bist du denn jetzt schon wieder", "konzentrier dich doch endlich mal" .... Solche oder ähnliche Bemerkungen sind hochbegabten | hochkreativen Menschen spätestens seit ihrer Schulzeit vertraut.


Das, was für sie normal ist, ist für den Außenstehenden befremdlich, denn Hochbegabte | Hochkreative stellen andere gedankliche Verbindungen her und, und das macht es in der Kommunikation schwierig, denn sie sind sich der Gedankenvielfalt und Denkgeschwindigkeit nicht bewusst. Was für den Außenstehenden wie ein Gedankenabbruch erscheint, steht für den Hochbegabten | Hochkreativen im unmittelbaren, logischen Kontext und bedarf keiner herleitenden Erklärung.


Gedankeneinsamkeit


Wo es für Hochbegabte | Hochkreative anfängt spannend zu werden und die Gedanken Fahrt aufnehmen, hören die anderen auf, drehen sich um und gehen (inhaltlich) weg und so bleibt der Hochbegabte | Hochkreative mit seinen Gedanken alleine.


An für sich wäre das kein größeres Problem. Man könnte sich z.B. an dem fantastischen Gedankenfeuerwerk erfreuen und das Gedankenerlebnis später jemandem mitteilen und erzählen, der einen versteht und weiß wovon man redet. Doch genau hier liegt das Grundproblem. Erstens sind die Menschen, die einen verstehen könnten, rar und zweitens häufen sich diese Erfahrungen. Gerade hochbegabte | hochkreative Kinder laufen dadurch Gefahr Opfer emotionaler Gewalt zu werden. Sie erfahren von klein auf Demütigungen, die mit Mobbing und sozialer Ausgrenzung einhergehen. Um Anerkennung und Zugehörigkeit zu erfahren, müssen sie lernen, ihre Gedankenfeuerwerke zu negieren. Das Grausame an der Situation: im Laufe der Zeit werden sie zu ihren eigenen Gewalttätern. Die Aussagen, die sie als Kind zu hören bekamen, verfestigen sich zu inneren Stimmen, die ein Leben lang mit ihnen sprechen, sie beleidigen, beschimpfen, stigmatisieren. So werden aus glitzernden, schillernden, blinkenden, in hellen und bunten Farben leuchtenden Gedankenfeuerwerken im Laufe der Zeit farblose und dumpfe Gedankenexplosionen, die den Betroffenen Angst machen und versteckt werden müssen, um keinen Schaden anzurichten.


Um sich der Farbenpracht der Gedankenfeuerwerke bewusst zu sein und deren Vielfalt selbst wertzuschätzen, braucht es ein erkennendes und verstärkendes Umfeld. Neben ähnlich denkenden Freunden, die ihnen die soziale Anerkennung und Eingebundenheit innerhalb einer Gruppe ermöglichen, brauchen diese Kinder schon ganz früh entsprechende Ansprechpartner, die diese Gedankenfeuerwerke in ihnen wahrnehmen. Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer sind hier gefordert ihnen und ihrem Wissensdrang gerecht zu werden, sie zu unterstützen und zu begleiten, um gesundes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein in den Kindern anzulegen, auf das sie entspannt ihr Leben aufbauen können.




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