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Wenn Denken aus der Reihe tanzt

  • rooms4vision
  • 1. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Nov.

Hochkreativität: Das fehlende Puzzlestück im Verständnis von Underachievement


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Immanuel Kant forderte uns auf, den Mut zu haben, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen – „sapere aude“. Doch was bedeutet das, wenn Kinder bereits im Kindergartenalter beginnen, die Welt infrage zu stellen?

Ihre Fragen gelten als ablenkend, ihre Zweifel als Widerstand, ihre Visionen als Realitätsferne. Sie erleben, was Søren Kierkegaard das Paradox der Existenz nannte: Je authentischer sie sind, desto fremder werden sie der Welt. „Das Paradox ist die Leidenschaft des Denkens.“ Diese Leidenschaft prägt viele dieser Kinder. Sie stellen die „richtigen“ Fragen zur „falschen“ Zeit am „falschen“ Ort. Sie sind Nietzsches „freie Geister“ im Kindergartenalter, die spüren, dass Werte neu gedacht werden müssten, lange bevor sie Worte dafür haben.

Hannah Arendt beschrieb das menschliche Vermögen, „etwas Neues anzufangen“, als das vielleicht wesentlichste Merkmal des Menschseins. Jedes Kind, so Arendt, trägt das Potenzial in sich, die Welt zu erneuern. Genau darin liegt die Quelle jener Kreativität, die wir hier betrachten: Kinder, die nicht nur sehen, was ist, sondern was sein könnte – und damit das Denken herausfordern und in Bewegung bringen.

Während Arendt die Kraft des Anfangens als Hoffnung für die Welt sah, wird sie in den Klassenzimmern oft als Störung erlebt. Kinder, die diese schöpferische Energie verkörpern, gelten schnell als „zu viel“. Ihre Leidenschaft wird pathologisiert, ihre Originalität als Problem gedeutet. Dabei sind sie vielleicht die wahren Erben der Aufklärung – mit dem Mut, die Welt selbstständig zu denken.

 

Frei nach Goethes phänomenologischem Ansatz habe ich über Jahre hingeschaut, Muster wahrgenommen, Fragen gestellt und daraus Arbeitshypothesen entwickelt. Diese Hypothesen sind keine gesicherten Wahrheiten, sondern Versuche, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Sie müssen über kurz oder lang durch wissenschaftliche Studien überprüft, ergänzt oder widerlegt werden.

Die Gedanken, die Sie in diesem Buch finden, entspringen meiner über zehnjährigen Beratungspraxis mit hochbegabten und hochkreativen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Es sind keine wissenschaftlich abgesicherten Befunde. Wie Kant zwischen Wissen und Glauben unterschied, so müssen auch wir hier unterscheiden: zwischen Beobachtung, plausibler Deutung und empirischer Bestätigung.

Dieses Buch versteht sich daher nicht als fertige Theorie, sondern als Sammlung von „kühnen Vermutungen“ im Sinne Karl Poppers: Denkimpulse, die vielleicht neue Forschungswege öffnen und helfen, die Praxis besser zu verstehen. Wenn Sie darin Ihr Kind, sich selbst oder ihre Schüler und Schülerinnen wiedererkennen, soll es Anregung sein – nicht Diagnose.

Vielleicht sind diese Kinder die Antwort auf eine Frage, die wir noch nicht gestellt haben. Vielleicht sind sie die Denkerinnen und Denker einer Zukunft, die wir uns heute kaum vorstellen können. Dieses Buch will ein Beitrag zu dieser Diskussion sein: eine Brücke zwischen Beobachtung und Theorie, zwischen Praxis und Forschung, eine Einladung, genauer hinzuschauen – und ihre Stimmen zu hören, bevor sie verstummen.


„Wenn Denken aus der Reihe tanzt – Hochkreativität: Das fehlende Puzzlestück im Verständnis von Underachievement“ ist eine Einladung, neu hinzuschauen: auf das leise Anderssein, auf die unsichtbaren Kämpfe, auf die innere Wahrheit jener, die mehr spüren, mehr denken, mehr wollen als das, was das System zulässt.


In diesem Blogbeitrag teile ich erste Einblicke in das Buch: kurze Auszüge, kleine Denkräume, die vielleicht wecken, was lange stumm war – das Wissen um die eigene Besonderheit.

Möge das Lesen ein Wiederfinden sein. Ein (Sich-)Erkennen. Ein Beginn.


Das Buch kann entweder in einem euch vertrauten Buchladen oder bei den üblichen großen online-Händlern bestellt werden und kostet 18,90 Euro.





 
 
 

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