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Wenn und wann Hochbegabte Fahrt aufnehmen (wollen)



Hochbegabte stehen mit ihren Gedanken gefühlt immer an der Startlinie. Sie wollen endlich losdenken. Sie warten auf den Startschuss und vor lauter Ungeduld, legen sie auch den einen oder anderen Fehlstart hin - manchmal so viele, dass sie erst eine Ermahnung erhalten und dann disqualifiziert werden.


Ganz besonders gilt das für Themenfelder, für die hochbegabte Kinder und Erwachsene sich besonders interessieren. Ob in der Schule oder später in der Ausbildung, dem Studium, der Fort- oder Weiterbildungen - hochbegabte Menschen fühlen sich von Programmtexten, Veranstaltungsbeschreibungen oder Lehrinhalten extrem inspiriert und warten hochmotiviert auf den Moment, an dem es für sie interessant wird. Dabei müssen sie leider immer wieder feststellen, dass die Themenauswahl, die Aufbereitung der Themen sowie der Verlauf der Veranstaltung oder der Schulstunde nicht ihren Erwartungen und Vorstellungen entsprechen. D.h. sie stehen unter Hochdruck, denn sie befinden sich an ihrer persönlichen Startlinie und möchten losdenken. Doch dann heißt es warten. Die anderen Mitdenker sind noch nicht am Start und der Moderator weist sie höflich darauf hin, dass sie sich doch bitte etwas gedulden mögen. Mit jedem weiteren Impuls, der aus der Gruppe kommt, gehen Hochbegabte aufs Gaspedal und eine Millisekunde später auf die Bremse. Manchmal wird aus der Millisekunde jedoch eine längere Zeiteinheit und die Gedanken düsen los. Fehlstart! Zurück an den Startblock! Warten! Warten unter Hochspannung, denn man möchte ja den Startschuss auf gar keinen Fall verpassen! D.h. höchste Kontrolle über die Situation und den eigenen Impuls. Nach dem zweiten Fehlstart, weiß das hochbegabte Kind oder der hochbegabte Erwachsene irgendwann, dass er keinen weiteren Fehlstart hinlegen darf, denn sonst wird er vom Rennen ausgeschlossen. Das bedeutet noch höheren Druck. Und sind sie denn mal auf der Denkrennstrecke und nehmen Fahrt auf, müssen sie oft feststellen, dass sie wegen des "falschen" Denkrennautos disqualifiziert werden. Sie denken zu schnell, zu komplex und zu weit voraus. Der Parcours war für Limousinen konzipiert und nicht für hochtourige Offroader.


Hochbegabte Kinder, Jugendliche und Erwachsen haben durch ihre Denkfähigkeit oftmals das Problem, dass sie sich in Settings wiederfinden, die nicht für sie konzipiert wurden. Da sie das in der Regel jedoch nicht wissen und das Thema sie so sehr interessiert, fällt ihnen es schwer, sich in den Kontext und die Gruppensituation einzufügen. Je nach Lebenserfahrung und Konstitution ziehen sie sich mehr und mehr in sich zurück und nehmen am Geschehen immer weniger teil, was sie einsam werden lässt oder sie versuchen sich anzupassen, was höchste Kontrolle der Situation bedeutet oder sie erfahren Maßregelungen, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen bishin zum Ausschluss aus der Lerngruppe führen kann (Versetzung in andere Klassen, Klassenstufe, Schule). Was nach Lernverweigerung aussieht, kann bei Hochbegabten der Hilfeschrei nach dem "richtigen" Setting sein.


Wenn Hochbegabte in Fahrt sind

Wenn hochbegabte Menschen in Denkfahrt und auf der für sie richtigen Denkrennstrecke sind, ja dann sind sie grandios. Sie sind Virtuosen des Denkrennwagens und je schwieriger die Denkrennstrecke desto größer ist der Genuss für sie. Klippen, Kurven, Schlaglöcher - alles kein Problem. Ihr "(Paris)-Dakar" sind neue Erkenntnisse und neue Ideen! Dort angekommen lassen sie sich auch gerne mal feiern aber im Prinzip wollen sie wieder ins Denkrennauto steigen und zu neuen Ufern aufbrechen - aber bitte nicht alleine, denn das alleine Fahren mussten Hochbegabte früh und meistens auch schmerzlich erlernen.






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