"Ich möchte so gerne Lachen - aber irgendwie ist es schwer zu Lachen. Es geht nicht so wirklich. Wenn alle um mich herum lachen, dann lache ich irgendwie mit. Ich versuche es zumindest - aber es ist nicht echt. Wenn ich mit anderen mitlache, ist es eher ein Weinen als ein Lachen, denn ich verstehe nicht, warum die anderen es so lustig finden und ich traurig bin. Dann merke ich, wie mir etwas fehlt. Irgendwie, irgendwann, irgendwo habe ich das Lachen verloren."
Lachsalven-Ping-Pong
Lachen verbindet, Lachen schafft Zugehörigkeit, Lachen befreit, tut gut und macht glücklich.
Lachen ist ein Lebensgefühl.
Doch vielen Hochbegabten fällt es schwer einfach loszulachen. Während sich andere vor Lachen biegen und sich gegenseitig mit ihrem Lachen anstecken, stehen sie oft unbeteiligt daneben. Um sich nicht als Außenseiter zu fühlen oder zu outen, stimmen sie ins Lachen mit ein, aber dieses Lachen ist vielfach antrainiert und dient mehr der gesteuerten Anpassung, als dass sie den Lachimpuls auch von sich aus empfinden, aufgreifen und befreit mitlachen.
Commedy, Situationskomik, Lachansteckung .... Hochbegabte haben für Lachen einen anderen "Lachauslöser". Er scheint versteckter, subtiler, tiefgründiger zu sein!
Wann hast du zum letzten Mal so richtig gelacht, so dass sich die Balken gebogen haben und der Unterkiefer schmerzte?
In Witz und Commedy ist für hochbegabte Menschen die Pointe vielfach vorhersehbar bzw. in ihrem Assoziationsfeld bereits in Superposition stehend. Dadurch greift der Witz nicht, denn der Witz lebt vom Unerwarteten. Des Weiteren greifen viele Witze auf Klischees zurück und stellen Personengruppen bloß. Da diese Witze sich auf Kosten anderer lustig machen, fällt es vielen Hochbegabten aus ethischen und moralischen Gründen schwer, darüber laut loszulachen. Wenn sich Theatersäle oder Menschengruppen vor Lachen biegen, sitzen sie unbewegt daneben und warten auf die wirkliche Pointe. Doch vermutlich ist vielen von ihnen das Lachen schon viel früher verloren gegangen.
Das verlorene Lachen
Viele Eltern berichten von ihren Kindern, dass sie bereits als Babys sehr ernst waren und mit großen, wachen wahrnehmenden Augen die Welt betrachtet hätten, dass ihre Kinder mit sehr großem "Ernst" gespielt und ihre Aufgaben mit großer Bedeutsamkeit und Gewissenhaftigkeit erledigt hätten. Dies hätte sich auch im Grundschulalter fortgesetzt. Richtig ausgeschüttet vor Lachen hätten sie sich nur sehr selten - Ernsthaftigkeit, starkes Bestreben und Leidenschaftlichkeit stände anstelle von spielerischer Leichtigkeit.
Rettung - Klassenclown
Im Grundschulalter ist zu beobachten, dass einige hochbegabte Kinder, vor allem Jungs, die Rolle des Klassenclowns einnehmen. Hier können sie ihre Wahrnehmungsgabe, ihr schauspielerisches Talent als auch ihr sprachliches Feingefühl und Spitzfindigkeit einsetzen und weiterentwickeln. Gleichzeitig dient die Rolle des Klassenclowns auch als Kompensation für Andersartigkeits- und Außenseitergefühle und wirkt der Langenweile entgegen.
Kicherphasen bei pubertierenden Mädchen und Lachattaken bei pubertierenden Jungs
Besonders problematisch wird es für hochbegabte Mädchen, wenn sie in die Pubertät kommen. Während andere Mädchen über Kleinigkeiten stundenlang kichern können und dabei die Haare schmeißen, stehen hochbegabte Mädchen daneben und können nicht anknüpfen. Wenn sie sich in Pausen über wichtige Themen ernsthaft austauschen möchten, kichern gleichaltrige Mädchen über Mode, Accessoires und "Peinlichkeiten".
Wenn Mädchen kichern, pusten und posaunen pupertierende Jungs in lautstarken Lachattacken. Dabei hauen sie sich auf die Oberschenkel und klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Übungen in Männlichkeitsritualen mit maskulinen Lachattaken - das ist nicht die Welt angehender hochbegabter Männer.
Während durchschnittlich begabte Teenager durch eine gemeinsame "Lachsprache" ihr Zugehörigkeitsgefühl stärken und sie auch demonstrativ pflegen, verlieren viele hochbegabte Jugendliche in diesem Moment den Anschluss an die Gruppe. Sie ziehen sich zurück, verlieren Freunde, vereinsamen. Ihnen fehlen Lachspearingspartner.
Und darüber hinaus haben die meistens Hochbegabten auch nicht viel zu lachen, denn Argumentations- und Denkweisen müssen vielfach verteidigt, Ideen gerechtfertigt und gefühlte Irritationen mühselig versteckt werden. Manchmal bleibt ihnen das Lachen einfach im Hals stecken, denn auch beim Lachen braucht es die gemeinsame Wellenlänge. Gegenseitiges Erkennen, gemeinsamen Verständnis der innewohnenden Komik, das sich Anschauen und Loslachen - Lachen gleicht einer gemeinsamen Sprache und braucht die richtige Situation mit der richtigen Person. Leider fehlt es vielen Hochbegabten an beidem!
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