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That's me
Image by Soheb Zaidi

Die
NERD-Brille

Seit der Entdeckung der Quantenmechanik und damit zusammenhängend die Erfindung und Etablierung des Computers und des Internets hat sich der gesellschaftliche Blick auf hochbegabte Menschen maßgeblich verändert.

 

Wurden bis Ende der 60iger / Anfang der 70iger Jahre Wissenschaftler und Intellektuelle mit Hochbegabung assoziiert, ist nun der „hackende“ ITler und autistische Physiker gängiges Vorstellungsbild von hochbegabten Menschen.

 

Doch es ist nicht die Digitalisierung alleine, die diesen Blick prägt, auch die Intelligenzdiagnostik, der Hochbegabten Verein Mensa und Hollywood haben maßgeblichen Anteil an der veränderten Sichtweise. 

 

Werfen wir einen Blick auf die Fach- und Sachliteratur, auf Webpages von Psychologen, Diagnostikern und Coaches sowie auf entsprechende Angebote von Begabungsförder- und allgemeinen pädagogischen Beratungsstellen, so ist auffallend, dass den kreativ-künstlerischen und intellektuellen Aspekten der Hochbegabung wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

Befragt man Menschen auf der Straße, dann wird Hochbegabung fast ausschließlich mit den Naturwissenschaften Physik und Astrophysik, der Mathematik und IT in Verbindung gebracht. Die Ingenieurwissenschaften und die Naturwissenschaften, wie z.B. Chemie und Biologie werden schon nicht mehr so häufig genannt und die Geisteswissenschaften sowie Philosophie, Theologie und Kunst werden in Punkto Hochbegabung überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Hochbegabte sind im gegenwärtigen Bewusstsein der Allgemeinheit mit MINT-Fächern eine Symbiose eingegangen. NaWi-AGs, Forscher- und Entdecker-Workshops, Mathematikolypiaden, Jugend forscht, etc. – das sind die „Musts“ in der Hochbegabtenförderung. Doch wie steht es mit der Sprache, der Kunst, der Musik, den Geisteswissenschaften, der Literatur oder sogar der Poesie? Viele der getesteten, also „klassisch“ hochbegabten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen haben ausgeprägte künstlerische und intellektuelle Fähigkeiten. Ihr spielerisch-künstlerischer Umgang mit Sprache ist beeindruckend und ihre Fähigkeit Musikinstrumente (autodidaktisch) zu erlernen erstaunlich. Die Fähigkeit sich in Wort, Schrift und Farbe auszudrücken oder sich für unterschiedlichste geisteswissenschaftliche Themengebiete zu interessieren, ist für viele hochbegabte Menschen ebenso selbstverständlich wie komplexe physikalische Modelle zu durchdenken. 

 

Leider werden  den „softeren“ Begabungsaspekten in der Hochbegabtendiagnostik und -förderung nur wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt. Das hat teilweise fatale Auswirkungen, denn viele Hochbegabte sind Denkgrenzgänger auf allen Ebenen und die Dunkelziffer von hochbegabten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Depressionen, Suchtabhängigkeit und Selbstmordgedanken dürfte erschreckend hoch sein. 

Image by Soheb Zaidi

Habe nun, ach! Philosophie, 
Juristerei und Medizin, 
Und leider auch Theologie 
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. 


Da steh' ich nun, ich armer Tor, 
Und bin so klug als wie zuvor!  
Heiße Magister, heiße Doktor gar, 
Und ziehe schon an die zehn Jahr' 
Herauf, herab und quer und krumm 
Meine Schüler an der Nase herum - 
Und sehe, daß wir nichts wissen können! 

Das will mir schier das Herz verbrennen. 
(…) 

Daß ich erkenne, was die Welt 

Im Innersten zusammenhält 

 

 

Goethe, Faust 1. Teil 

Multidisziplinäres Wissen angetrieben durch 

metaphysische Erkenntnissehnsucht

Leidenschaft und Motivation gepaart mit großem

Selbstzweifel und oft tiefster

Hoffnungslosigkeit .

Die grenzüberschreitenden Erkenntnissehnsucht, die gleichzeitig innerer Motivator aber auch Auslöser größter Hoffnungslosigkeit ist, ist eine intellektuelle Herausforderung vieler Hochbegabten, die es zu bewältigen gilt. Die Erkenntnisfragen nach Leben und Tod sind genauso präsent, wie die nach, Sinn, Moral, Gerechtigkeit und Unendlichkeit. Die Auslöser dieser Fragen liegen jedoch eher im Bereich der Metaphysik als in der Naturwissenschaft selbst. 

Hildegard von Bingen, Bach, Da Vinci, Newton, Kant, Goethe, Camille Claudel, Picasso, Wittgenstein, Alma Mahler, Gropius, Hannah Ahrend, Marina Abramovic, Lady Gaga. Sie alle waren oder sind künstlerisch-forschend und forschend-wissende VisionärInnnen, die sich nicht auf ein Wissensgebiet reduzieren lassen und ihre Schaffenskraft auf ein Medium beschränk(t)en. 

Hochbegabung ist ein Begriff, mit dem besondere kognitive Fähigkeiten bezeichnet werden, sie auf MINT-Begabungen zu reduzieren, greift zu kurz.

H(2)Institut

Dr. Birgit Wegerich-Bauer
info@hochkreativitaet.de

www.hochkreativitaet.de

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