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That's me
Image by Noemí Rodríguez

Hoch
kreativität

Wie erfindet man ein Rad, wie konstruiert man eine Pyramide, was heilt den Menschen, wie komponiert man eine Fuge, was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen, wie erkennt man den Zusammenhang von Zeit und Raum?

Hochbegabung ist ein Begriff, mit dem besondere kognitive Fähigkeiten bezeichnet werden. Diese werden mit standardisierten und statistisch validierten „Intelligenztests“ gemessen.

 

Für Kreativität gibt es viele verschiedene Definitionen. Im Allgemeinen wird zwischen „problemlösender“ (meist technischer) und „expressiver“ (meist künstlerischer) Kreativität unterschieden.  

 

Auf Grund der Erfahrungen, die ich in meiner Arbeit mit hochbegabten Menschen gemacht habe, gehe ich davon aus, dass viele hochbegabte Menschen hoch kreativ sind und neben der gesteigerten kognitiven Intelligenz eine hohe und gesteigerte Form der Kreativität vorliegt. Diese drückt sich in den beiden Kategorien Problemlösung und Expression aus, wird aber aus meiner Beobachtung heraus sehr viel deutlicher in einer dritten Kategorie erkennbar, der Serendipity. Serendipity ist die Fähigkeit, spontan und gleichzeitig Lösungen mit den dazugehörigen Problemen zu finden. In allen drei Bereichen leisten Hochkreative deutlich mehr: schneller und themenübergreifender vor allem aber erstaunlicher als es „normalen“ Kreativen durch Einsatz von Kreativitätstechniken gelingt.

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Wenn

Hochbegabung auf

Hochsensibilität,

hohes Imaginationsvermögen, Vielbegabung und

AD(H)S trifft

und sich in

Multidisziplinität und

hoher Kreativität zeigt.

Hochkreative Menschen sind

Denkweltenerforscher:innen, Möglichkeitserfinder:innen und Multidiziplinaritätsvisionär:innen. Sie sind Denkabenteurer:innen, Nichtpassungsentdecker:innen und Ideenaufdecker:innen. Sie lieben die Ordnung im Chaos und beherrschen das Chaos in der Ordnung.

 

Durch ihre unglaublichen Gedanken(vor)sprünge werden sie jedoch oft nicht verstanden und ihre Fähigkeiten verkannt bzw. nicht gefördert. 

Hochkreative sind in vielen Interessensgebieten unterwegs und verfolgten ständig neue Projekte und Ideen. Sie springen in ihren Gedanken, switchen in Themen und verwenden häufig Metaphern im Sprachgebrauch. Sie nehmen ihre  Umgebung äußerst intensiv wahr und verfügen über die unterschiedlichsten Fertig- und Fähigkeiten, die sie sich adaptiv aneignen. Sie kombinieren die verschiedensten Fachthemen und kommen ständig zu neuen Erkenntnissen. Sie springen zwischen Metaebene und Detailverliebtheit, zwischen Perfektionismus und Improvisation. Sie haben ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen und ein extremes Gefühl für Systeme und Zusammenhänge. Sie erkennen in kürzester Zeit das Wesentlichste - auch das wesentlichste Problem. Sie verknüpfen Elemente, die offensichtlich nichts miteinander zu tun haben. Ihnen mangelt es nie an Ideen und Lösungen. Sie sind wahre Ideensprudler und leisten Überragendes im Bereich der Serendipity-Kreativität. 

 

Zwar gibt es Aussagen aus Kreativitätsforschungskreisen, dass mit zunehmendem IQ über einem Wert von 120 hinaus die Kreativität abnimmt. Da der Erfolg von Kreativität zur Zeit nur im Zusammenhang mit der Umsetzung in Innovation gemessen wird, werden auf diese Weise nur (erfolgreiche) Innovationen gezählt, nicht die kreativen, bahnbrechenden Ideen. Da Hochbegabte per Definition weniger als 2,1 % der Bevölkerung sind, ist zu vermuten, dass ihr Anteil an den gängigen Kreativitätsstudien entsprechend gering gewesen sein wird. 

 

Eine wirkliche Hochkreativität ohne eine hohe Intelligenz ist jedoch kaum vorstellbar – denn Hochbegabung und Hochkreativität sind eng miteinander verbunden. In diesen Verbund gehören für mich ebenfalls die Hochsensibilität und Synästhesie genauso wie andere Besonderheiten des menschlichen Gehirns, die sich diagnostisch u.a. als Autismus oder ADHS äußern können. Alle diese Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben Gemeinsamkeiten in der Art und Schnelligkeit des Denkens. Sie haben ein intensives Gefühlsleben, beschäftigen sich mit „großen“ Fragen, denken in komplexen Zusammenhängen und geben sich selten zufrieden. Sie denken weiter, fühlen tiefer und erleben intensiver! 

 

Doch was wäre das klassische, erkennende Forschen und die Aneignung von Wissen, wenn nicht die feinsinnige Wahrnehmungsgabe hinzukäme. Das Gefühl für Passung und Nichtpassung, Zusammenspiel, Anordnung und Arrangement, das Erkennen von Nuancen in Abweichungen, das ässthetische Empfinden für den Klang von Wörtern, Tönen, Formen und Stimmungen – diese Fähigkeit ist die Grundlage eines künstlerisch-forschenden Denk- und Schaffenprozesses und ein elementarer Teilbereich der Hochbegabung. Die Ästhetik einer mathematischen Formel kann für hochbegabte Menschen genauso bezwingend schön und beglückend sein, wie die harmonische Auflösung innerhalb symphonischer Musik oder dem abgestimmten Farbspiel eines Gemäldes.

 

Wissen gepaart mit feinsinniger Wahrnehmung und Vorstellungskraft ist eine mächtige Kombination und die Grundlage für hochkreatives Denken und Schaffen von hochbegabten Menschen. 

Hochsensibilität

Hochsensibilität ist eine gesteigerte Form der Wahrnehmung. Sinnesreize dringen tiefer in die Bewusstseinsebenen ein. Hochsensible Menschen haben die Fähigkeit Trends und Strömungen als auch Störungen viel früher wahrzunehmen als der durchschnittlich sensible Mensch.

Die Hochsensibilität ist die erste und vielleicht wichtigste Grundlage der Hochkreativität, ohne sie bleibt die Kreativität im durchschnittlichen Bereich, denn die Fähigkeit zur gesteigerten Wahrnehmung ist zusammen mit der Hoch- und Vielbegabung die Voraussetzung zur Hochkreativität. 

Hohes Imaginationsvermögen

Pinguinkolonnen auf dem Times Square, ineinander greifende Schaufelbagger, Prozessverbindungen im 3D-Format aber auch Melodien, Rhythmen, Lautabfolgen und Lautmalereien - sich etwas visuell und/oder akustisch vorzustellen sind Grundvoraussetzungen für die Entwicklung neuer Ideen.

Vorstellungsvermögen - Vorstellungskraft - Fantasie! Hochkreative Menschen haben die Fähigkeit sich etwas bis in die kleinste Kleinigkeit auszumalen. Ihnen ist es möglich in bildliche, akustische, geschmackliche oder andere Vorstellungsräume einzutauchen, mit dem inneren Auge zu sehen und dem inneren Ohr zu hören, ohne dabei meditative oder Kreativtechniken anwenden zu müssen. Mit ihrer stark ausgeprägten Vorstellungskraft und Fantasie können diese Menschen Unverbindbares miteinander in Verbindung bringen und sich Neues vorstellen. Sie erschaffen gleich einem inneren Kinofilm innere visuelle Bilder und/oder akustische Räume in denen sie sich frei bewegen können. Manchmal nehmen sie dabei die Zuschauerrolle ein, manchmal sind sie die Hauptakteure.

Vielbegabung / Multidisziplinarität

Der Begriff "Vielbegabung" drückt aus, um was es geht - um viele Begabungen und Interessen in den unterschiedlichsten Bereichen. "Multidisziplinarität" steht für das Niveau und die Intensität der Auseinandersetzung mit den Wissensgebieten und Fachbereichen.

Menschen, die vielbegabt sind interessieren sich für Themen aus den verschiedensten Wissensgebieten. Psychologie und Gartenbau, theoretische Physik und Architektur, Archäologie und Schreinerei usw. Ihr Bedürfnis ist in allen, sowohl in theoretischen als auch handwerklichen, Bereichen und Interessensgebieten aktiv und tätig zu sein. Dabei fällt es ihnen schwer, sich zu begrenzen und zu fokussieren.

Vielbegabte können sich auf die verschiedensten Anforderung und Denkweisen einstellen und verfügen über die Fähigkeit Fertigkeiten zu adaptieren und sie ohne viel Übung und Vorwissen in die Umsetzung zu bringen. Die scheinbar unerschöpfliche Neugier und Bereitschaft Neues auszuprobieren ist ein wesentliches Persönlichkeitsmerkmal dieser Menschen. Auch wenn sie mit Rückschlägen rechnen müssen, sie lieben die Herausforderung sich neues Wissen und Fertigkeiten anzueignen. 

Zusammen mit ihren intensiven Wahrnehmungen und Eindrücken ist das multidisziplinäre Wissen der Schatz der Hochkreativen, aus dem sie jederzeit zusammen mit ihren Wahrnehmungen und Eindrücken neuen Ideen generieren können. 

hochbegabung

Wenn von Hochbegabung die Rede ist, dann ist die kognitive Hochbegabung gemeint, die anhand eines Intelligenztests gemessen werden kann. Der Test, wie auch die Begrifflichkeit "Hochbegabung" impliziert, dass Hochbegabung gleichzusetzen ist mit einem Linearen "höher/weiter/schneller" und dass die Intelligenz bei Hochbegabten linear ansteigt. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Hochbegabung bedeutet komplexes Denken. Hochbegabte denken vernetzter. Sie erfassen das Wesentliche schneller und nehmen in ihrem Denken übergeordnete Ebenen (Metaebenen) ein. Sie verfügen über ein schnelles Abstraktions- und Assoziationsvermögen und stellen ungewöhnliche Denkverknüpfungen her. Ihr logisch-analytisches Denken befähigt sie scheinbar intuitiv Systeme zu erfassen und Strukturen zu erkennen.
 
Durch ihre Fähigkeit des divergent-vernetzen Denkens, verbinden hochkreative Menschen ihr Wissen und ihre Wahrnehmungen auf hoch komplexe Weise miteinander.  Dabei hilft ihnen ihr analytisch-logisches Denken, das nicht der linearen Logik folgt sondern der divergenten, übergeordneten. Es befähigt sie über den Tellerrand zu denken und somit "out of the box" und disruptive Möglichkeiten zu erkennen und zu kreieren. Die hohe kognitive Arbeitsgeschwindigkeiten ist Bestandteil des divergenten Denkvermögens.

AD(H)S / High Sensation Seeker

AD(H)S bezeichnet eine Aufmerksamkeitsstörung mit oder ohne Hyperaktivität. Menschen mit AD(H)S "leiden" an Unaufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, sie scheinen leicht ablenkbar und neigen zu Tagträumereien.

Hochkreative Menschen scheinen augenscheinlich zur Unaufmerksamkeit und Ablenkbarkeit zu neigen, jedoch sind sie hochkonzentriert. Sie gehen einem neuen Gedanken oder einer neuen Ideen nach und befinden sich in diesem Moment in ihrem ganzheitlichen Flowerleben. Hochkreative sind im eigentlichen Sinn süchtig nach ihrem Flowmoment, ihrem Kick des Erschaffens und sei es nur in Gedanken.

 

Der Anfang eines jeden kreativen Prozesses ist für sie schnell und mit viel emotionaler Aufregung geladen. Um den anfänglichen Flow zu erleben, brechen Hochkreative bereits begonnene Projekte ab und stürzen sich mit Begeisterung auf die nächste Idee, die sie in den nächsten Flow versetzt. Jede Erkenntnis, jede Idee bedeutet für sie ein neues Flowerlebnis, sie fließen in ihrem Fluss der Begeisterung.

In seiner Gesamtstruktur scheint der Hochkreative mit der Definition des "High Sensation Seeker" (der Sucher nach dem hohen Reiz) übereinzustimmen, denn viele Parallelen sind erkennbar. Der Begriff erklärt, worum es diesen Menschen geht: sie sind ständig auf der Suche nach neuen, stimulierenden Eindrücken und Erfahrungen. Der Reiz kann, abhängig von den intrapersonalen Persönlichkeitsmerkmalen eines Menschen, physischer, psychischer oder sozialer Natur sein. Er ist die Stimulation, die sie brauchen, um sich lebendig zu fühlen. High Sensation Seeker können introvertiert als auch extrovertiert sein. In ihrer Introvertiertheit, erscheinen jedoch viele High Sensation Seeker auf Grund ihrer ungewöhnlichen Aktivitäten extrovertiert.

Ob AD(H)S oder High Sensation Seeker, der Hochkreative springt auf fast jeden Reiz, Gedanken oder Idee an und ist unmittelbar bereit sein momentanes Projekt für ein neues aufzugeben. Ist eine neue Idee geboren, beschreitet er beglückt in Gedanken das neue Terrain, ist euphorisch und malt sie sich in allen Einzelheiten aus. Er ist völlig in seinem Element. Bis ein neuer Reiz ihn "verführt".

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