HOCH
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Was treibt den Menschen an, neue Welten zu entdecken, revolutionäre Erfindungen zu machen oder Kunstwerke zu erschaffen, die Jahrhunderte überdauern? Wie entstehen Erkenntnisse, die unser Verständnis von Raum und Zeit verändern? Und welche Fähigkeit verbindet all diese Durchbrüche?
Hochbegabung wird oft auf messbare Intelligenz reduziert, doch außergewöhnliches Denken ist weit mehr als ein hoher IQ. Sie wird ergänzt durch hohe Kreativität!
Kreativität ist die Fähigkeit, altes Wissen in Neues zu verwandeln, Ideen miteinander verknüpft und Unerwartetes sichtbar macht. Sie zeigt sich auf unterschiedliche Weise: als analytische Problemlösung oder als künstlerischer Ausdruck. Doch wahre Hochkreativität geht darüber hinaus.
In meiner Arbeit vor allem mit hochbegabten Underachievern habe ich beobachtet, dass viele von ihnen nicht nur klüger, sondern auch kreativer sind – jedoch nicht im herkömmlichen Sinne. Sie verfügen über eine besondere Fähigkeit: Serendipity – die Gabe, scheinbar zufällig auf Erkenntnisse zu stoßen, die Denkgrenzen sprengt. Ihr Denken geht in fast jeder Situation unkonventionelle Wege. Ganz typisch: Sie finden Lösungen, bevor andere das Problem als Problem erkannt und formuliert haben.
Diese Form der Kreativität ist nicht erlernbar oder methodisch zu trainieren. Sie geschieht intuitiv, oft blitzartig und mit einer Leichtigkeit, die gewöhnliche Kreativitätstechniken weit hinter sich lässt. Hochkreative Menschen bewegen sich mühelos zwischen Disziplinen, verbinden scheinbar Unvereinbares und überraschen mit Einsichten, die unserer Zeit oft voraus sind.
Hochkreativität ist keine Frage des Willens – sie ist eine andere Art zu denken, zu sehen und zu verstehen.

Wenn
Hochbegabung auf
Hochsensibilität,
hohes Imaginationsvermögen, Vielbegabung,
divergentes Denken und
AD(H)S trifft
und sich in
Multidisziplinität und
hoher Kreativität zeigt.
Hochkreative Menschen sind
Denkweltenerforscher:innen, Möglichkeitserfinder:innen und Multidiziplinaritätsvisionär:innen. Sie sind Denkabenteurer:innen, Nichtpassungsentdecker:innen und Ideenaufdecker:innen. Sie lieben die Ordnung im Chaos und beherrschen das Chaos in der Ordnung.
Durch ihre unglaublichen Gedanken(vor)sprünge werden sie jedoch oft nicht verstanden und ihre Fähigkeiten verkannt bzw. nicht gefördert.
Hochkreative sind in vielen Interessensgebieten unterwegs und verfolgten ständig neue Projekte und Ideen. Sie springen in ihren Gedanken, switchen in Themen und verwenden häufig Metaphern im Sprachgebrauch. Sie nehmen ihre Umgebung äußerst intensiv wahr und verfügen über die unterschiedlichsten Fertig- und Fähigkeiten, die sie sich adaptiv aneignen. Sie kombinieren die verschiedensten Fachthemen und kommen ständig zu neuen Erkenntnissen. Sie springen zwischen Metaebene und Detailverliebtheit, zwischen Perfektionismus und Improvisation. Sie haben ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen und ein extremes Gefühl für Systeme und Zusammenhänge. Sie erkennen in kürzester Zeit das Wesentlichste - auch das wesentlichste Problem. Sie verknüpfen Elemente, die offensichtlich nichts miteinander zu tun haben. Ihnen mangelt es nie an Ideen und Lösungen. Sie sind wahre Ideensprudler und leisten Überragendes im Bereich der Serendipity-Kreativität.
Zwar gibt es Aussagen aus Kreativitätsforschungskreisen, dass mit zunehmendem IQ über einem Wert von 120 hinaus die Kreativität abnimmt. Da der Erfolg von Kreativität zur Zeit nur im Zusammenhang mit der Umsetzung in Innovation gemessen wird, werden auf diese Weise nur (erfolgreiche) Innovationen gezählt, nicht die kreativen, bahnbrechenden Ideen. Da Hochbegabte per Definition weniger als 2,1 % der Bevölkerung sind, ist zu vermuten, dass ihr Anteil an den gängigen Kreativitätsstudien entsprechend gering gewesen sein wird.
Eine wirkliche Hochkreativität ohne eine hohe Intelligenz ist jedoch kaum vorstellbar – denn Hochbegabung und Hochkreativität sind eng miteinander verbunden. In diesen Verbund gehören für mich ebenfalls die Hochsensibilität und Synästhesie genauso wie andere Besonderheiten des menschlichen Gehirns, die sich diagnostisch u.a. als Autismus oder ADHS äußern können. Alle diese Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben Gemeinsamkeiten in der Art und Schnelligkeit des Denkens. Sie haben ein intensives Gefühlsleben, beschäftigen sich mit „großen“ Fragen, denken in komplexen Zusammenhängen und geben sich selten zufrieden. Sie denken weiter, fühlen tiefer und erleben intensiver!
Doch was wäre das klassische, erkennende Forschen und die Aneignung von Wissen, wenn nicht die feinsinnige Wahrnehmungsgabe hinzukäme. Das Gefühl für Passung und Nichtpassung, Zusammenspiel, Anordnung und Arrangement, das Erkennen von Nuancen in Abweichungen, das ässthetische Empfinden für den Klang von Wörtern, Tönen, Formen und Stimmungen – diese Fähigkeit ist die Grundlage eines künstlerisch-forschenden Denk- und Schaffenprozesses und ein elementarer Teilbereich der Hochbegabung. Die Ästhetik einer mathematischen Formel kann für hochbegabte Menschen genauso bezwingend schön und beglückend sein, wie die harmonische Auflösung innerhalb symphonischer Musik oder dem abgestimmten Farbspiel eines Gemäldes.
Wissen gepaart mit feinsinniger Wahrnehmung und Vorstellungskraft ist eine mächtige Kombination und die Grundlage für hochkreatives Denken und Schaffen von hochbegabten Menschen.
Intelligenz erkennt Regeln -> Kreativität überwindet sie!

Hochsensibilität
Hochsensibilität ist eine gesteigerte Form der Wahrnehmung. Sinnesreize dringen tiefer in die Bewusstseinsebenen ein. Hochsensible Menschen haben die Fähigkeit Trends und Strömungen als auch Störungen viel früher wahrzunehmen als der durchschnittlich sensible Mensch.
Die Hochsensibilität ist die erste und vielleicht wichtigste Grundlage der Hochkreativität, ohne sie bleibt die Kreativität im durchschnittlichen Bereich, denn die Fähigkeit zur gesteigerten Wahrnehmung ist zusammen mit der Hoch- und Vielbegabung die Voraussetzung zur Hochkreativität.
Hohes Imaginationsvermögen
Pinguinkolonnen auf dem Times Square, ineinander greifende Schaufelbagger, Prozessverbindungen im 3D-Format aber auch Melodien, Rhythmen, Lautabfolgen und Lautmalereien - sich etwas visuell und/oder akustisch vorzustellen sind Grundvoraussetzungen für die Entwicklung neuer Ideen.
Vorstellungsvermögen - Vorstellungskraft - Fantasie! Hochkreative Menschen haben die Fähigkeit sich etwas bis in die kleinste Kleinigkeit auszumalen. Ihnen ist es möglich in bildliche, akustische, geschmackliche oder andere Vorstellungsräume einzutauchen, mit dem inneren Auge zu sehen und dem inneren Ohr zu hören, ohne dabei meditative oder Kreativtechniken anwenden zu müssen. Mit ihrer stark ausgeprägten Vorstellungskraft und Fantasie können diese Menschen Unverbindbares miteinander in Verbindung bringen und sich Neues vorstellen. Sie erschaffen gleich einem inneren Kinofilm innere visuelle Bilder und/oder akustische Räume in denen sie sich frei bewegen können. Manchmal nehmen sie dabei die Zuschauerrolle ein, manchmal sind sie die Hauptakteure.


Vielbegabung / Multidisziplinarität
Der Begriff "Vielbegabung" drückt aus, um was es geht - um viele Begabungen und Interessen in den unterschiedlichsten Bereichen. "Multidisziplinarität" steht für das Niveau und die Intensität der Auseinandersetzung mit den Wissensgebieten und Fachbereichen.
Menschen, die vielbegabt sind interessieren sich für Themen aus den verschiedensten Wissensgebieten. Psychologie und Gartenbau, theoretische Physik und Architektur, Archäologie und Schreinerei usw. Ihr Bedürfnis ist in allen, sowohl in theoretischen als auch handwerklichen, Bereichen und Interessensgebieten aktiv und tätig zu sein. Dabei fällt es ihnen schwer, sich zu begrenzen und zu fokussieren.
Vielbegabte können sich auf die verschiedensten Anforderung und Denkweisen einstellen und verfügen über die Fähigkeit Fertigkeiten zu adaptieren und sie ohne viel Übung und Vorwissen in die Umsetzung zu bringen. Die scheinbar unerschöpfliche Neugier und Bereitschaft Neues auszuprobieren ist ein wesentliches Persönlichkeitsmerkmal dieser Menschen. Auch wenn sie mit Rückschlägen rechnen müssen, sie lieben die Herausforderung sich neues Wissen und Fertigkeiten anzueignen.
Zusammen mit ihren intensiven Wahrnehmungen und Eindrücken ist das multidisziplinäre Wissen der Schatz der Hochkreativen, aus dem sie jederzeit zusammen mit ihren Wahrnehmungen und Eindrücken neuen Ideen generieren können.
hochbegabung
Hochbegabung zeichnet sich durch eine außergewöhnliche kognitive Leistungsfähigkeit aus, die insbesondere im Bereich des logisch-analytischen Denkens deutlich wird. Hochbegabte erfassen komplexe Zusammenhänge mit außergewöhnlicher Schnelligkeit und Präzision. Sie sind in der Lage, große Mengen an Informationen in kürzester Zeit zu verarbeiten, wesentliche Aspekte von unwesentlichen zu unterscheiden und daraus klare Strukturen abzuleiten. Dabei erkennen sie Muster, Gesetzmäßigkeiten und logische Zusammenhänge, die für andere oft nicht unmittelbar ersichtlich sind..
Ein wesentlicher Aspekt ihrer Denkweise ist die hohe Abstraktionsfähigkeit, die ihnen ermöglicht, über konkrete Beispiele hinauszudenken und allgemeingültige Prinzipien oder Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Sie sind in der Lage, komplexe Probleme effizient zu analysieren, relevante Variablen zu identifizieren und systematisch Hypothesen aufzustellen.


Divergentes Denken
höher ... schneller ... weiter weg.
Divergentes Denken ist eine kognitive Veranlagung, die nicht einer festen, linearen Struktur folgt, sondern sich auf vielfältige und oft unerwartete Weise entfaltet. Gedanken entstehen in einem weit verzweigten Netzwerk, in dem scheinbar unabhängige Informationen miteinander verknüpft werden. Statt sich an ein vorgegebenes Muster zu halten, bewegt sich das divergente Denken spontan und assoziativ, wodurch neue und ungewöhnliche Perspektiven entstehen.
Menschen mit einer divergenten Denkweise kombinieren Wissen aus unterschiedlichen Bereichen und stellen oft überraschende Verbindungen her.
Für Außenstehende kann diese Denkweise chaotisch oder unkonzentriert wirken, da sie keiner erwarteten Ordnung zu folgen scheint. Doch gerade diese offene, nicht-lineare Struktur ermöglicht es, über bestehende Denkmuster hinauszudenken, neue Perspektiven einzunehmen und kreative Lösungsansätze zu entwickeln.
Divergente Denktypen lassen sich gut an ihrer bevorzugten dynamischen Notierweise erkennen. Sie bevorzugen MindMaps, um ihre kompexen Gedankenverknüpfungen und Ideen sichtbar zu machen.


AD(H)S
High Sensation Seeker
AD(H)S bezeichnet eine Aufmerksamkeitsstörung mit oder ohne Hyperaktivität. Menschen mit AD(H)S "leiden" an Unaufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, sie scheinen leicht ablenkbar und neigen zu Tagträumereien.
Hochkreative Menschen scheinen augenscheinlich zur Unaufmerksamkeit und Ablenkbarkeit zu neigen, jedoch sind sie hochkonzentriert. Sie gehen einem neuen Gedanken oder einer neuen Ideen nach und befinden sich in diesem Moment in ihrem ganzheitlichen Flowerleben. Hochkreative sind im eigentlichen Sinn süchtig nach ihrem Flowmoment, ihrem Kick des Erschaffens und sei es nur in Gedanken.
Der Anfang eines jeden kreativen Prozesses ist für sie schnell und mit viel emotionaler Aufregung geladen. Um den anfänglichen Flow zu erleben, brechen Hochkreative bereits begonnene Projekte ab und stürzen sich mit Begeisterung auf die nächste Idee, die sie in den nächsten Flow versetzt. Jede Erkenntnis, jede Idee bedeutet für sie ein neues Flowerlebnis, sie fließen in ihrem Fluss der Begeisterung.
In seiner Gesamtstruktur scheint der Hochkreative mit der Definition des "High Sensation Seeker" (der Sucher nach dem hohen Reiz) übereinzustimmen, denn viele Parallelen sind erkennbar. Der Begriff erklärt, worum es diesen Menschen geht: sie sind ständig auf der Suche nach neuen, stimulierenden Eindrücken und Erfahrungen. Der Reiz kann, abhängig von den intrapersonalen Persönlichkeitsmerkmalen eines Menschen, physischer, psychischer oder sozialer Natur sein. Er ist die Stimulation, die sie brauchen, um sich lebendig zu fühlen. High Sensation Seeker können introvertiert als auch extrovertiert sein. In ihrer Introvertiertheit, erscheinen jedoch viele High Sensation Seeker auf Grund ihrer ungewöhnlichen Aktivitäten extrovertiert.
Ob AD(H)S oder High Sensation Seeker, der Hochkreative springt auf fast jeden Reiz, Gedanken oder Idee an und ist unmittelbar bereit sein momentanes Projekt für ein neues aufzugeben. Ist eine neue Idee geboren, beschreitet er beglückt in Gedanken das neue Terrain, ist euphorisch und malt sie sich in allen Einzelheiten aus. Er ist völlig in seinem Element. Bis ein neuer Reiz ihn "verführt".

H(2)Institut
Dr. Birgit Wegerich-Bauer
info@hochkreativitaet.de